Energiemanagement bei Unternehmen der Fahrzeugindustrie
In einem Web-Seminar von „We move it“ stellten Experten Lösungsansätze für ein systematisches Energiemanagement in Unternehmen der Fahrzeugindustrie vor.
Energiemanagement wird für Unternehmen der Fahrzeugindustrie zunehmend relevanter: In Zeiten steigender Energiepreise ist es unerlässlich, Einsparpotenziale zu identifizieren. Zudem steigt der Druck auf Unternehmen, CO₂-Emissionen zu reduzieren und nachhaltiger zu wirtschaften. Gesetzliche Vorgaben und Richtlinien zur Reduktion des Energieverbrauchs und der Emissionen wurden in den letzten Jahren deutlich verschärft.
Ein systematisches Energiemanagement ermöglicht Unternehmen nicht nur ihren Energieverbrauch zu optimieren, sondern auch wirtschaftliche Vorteile zu erzielen, um sich zukunfts- und wettbewerbsfähig auf dem Markt zu positionieren.
Experten aus der Praxis zeigten am 10. Dezember 2024 in einem Web-Seminar Lösungsansätze auf, wie Unternehmen die Überwachung, Steuerung und Optimierung des Energieverbrauchs umsetzen können.
Lennart Junge von der TÜV Rheinland Cert GmbH skizzierte in seinem Vortrag die rechtlichen Grundlagen und die damit einhergehenden Anforderungen an Unternehmen hinsichtlich eines effektiven Energiemanagements. Eine zentrale Rolle spielt das Energieeffizienzgesetz (EnEfG). Es hat die Zielsetzung, die Energieeffizienz von Unternehmen zu steigern und zugleich den Primär- und den Endenergieverbrauch zu reduzieren. Um die Energieeffizienz systematisch zu managen und dies auch extern nachzuweisen, bietet sich die Umsetzung eines zertifizierbaren Energiemanagements nach DIN EN ISO 50001 an. Dieses unterstützt nicht nur die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, sondern versetzt Unternehmen in die Lage, Prozesse in energetischer Hinsicht systematisch zu analysieren und zu verbessern. Herr Junge zeigte weiterhin auf, wie Unternehmen am Besten für eine erfolgreiche Zertifizierung vorgehen und wie Mitarbeiter im Umgang mit der ISO 50001 geschult werden können.
Gerhard Stopp zeigte in seinem Vortrag, wie die Robert Bosch GmbH an ihrem Produktionsstandort Homburg ein systematisches Energiemanagement realisiert. Seit fast zwei Jahrzenten entwickelt das Werk innovative Lösungen, um Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im industriellen Umfeld erfolgreich umzusetzen. Das Werk Homburg setzt dabei auf Transparenz und Vernetzung und Energiedaten, um Energiebedarfe systematisch überwachen und steuern zu können. Ein weiterer Baustein des Energiemanagements ist die eigenverbrauchsoptimierte Energieerzeugung und -speicherung. Diese basiert insbesondere auf der Erzeugung und vielfältigen Nutzung von Wasserstoff in industriellen Prozessen, zum Betrieb von Fahrzeugen sowie zur Rückverstromung, um Lastspitzen zu kompensieren. Als wesentliche Erfolgsfaktoren eines betrieblichen Energiemanagements nannte Herr Stopp die Einbindung und Schulung der Mitarbeiter, ein engagiertes Top-Management und das Messen der Effizienz mit geeigneten, leicht nachvollziehbaren Kennzahlen.
Alicja Niekrawietz von der etalytics GmbH aus Darmstadt demonstrierte die KI-gestützte Optimierung von Energiesystemen in der Automobilindustrie. Die etalytics GmbH ist darauf spezialisiert, durch die Kombination von künstlicher Intelligenz mit digitalen Zwillingen Betriebsoptimierungen bei ihren Kunden durchzuführen. Der daten- und KI-gesteuerte Ansatz kann schnell und mühelos – ohne zusätzliche Hardware – implementiert werden. Ziel ist es, durch Systemtransparenz und -steuerung Energiekosten und CO₂-Emissionen zu senken, Ausfallrisiken durch vorausschauende Wartungsanalysen zu reduzieren und die Energieeffizienz maßgeblich zu steigern.
Philipp Schworm vom Lehrstuhl für Fertigungstechnik und Betriebsorganisation (FBK) an der RPTU Kaiserslautern schilderte die aktuellen Bestrebungen in der Forschung hinsichtlich Energieeffizienz. Dazu berichtet er über zwei neuartige Ansätze zum Energiemanagement in der Produktion durch digitale Technologien. Er präsentierte einerseits einen Ansatz zur KI-gestützten Steuerung von Energiemanagementsystemen am Beispiel einer Modellfabrik und zum anderen einen Ansatz für die Produktionsplanung unter Berücksichtigung von Energieaspekten mittels Quanten Annealing.
Das Web-Seminar und die Expertenbeiträge veranschaulichten, dass Energiemanagement nicht nur eine Notwenigkeit ist, die von außen z.B. durch gesetzliche Vorgaben getrieben wird, sondern für Unternehmen strategische Vorteile und Potenziale eröffnet. Durch systematisches Energiemanagement können Einsparpotenziale identifiziert werden, doch noch viel wichtiger: Unternehmen können dadurch wettbewerbsfähiger produzieren und sich zukunftsfähig aufstellen.