„We move it“-Fachtagung in Mainz: Der Kampf um Fahrzeugdaten
Am 12. Februar 2020 lud „We move it” zusammen mit dem Kfz-Gewerbe Rheinland-Pfalz zur Fachtagung „Der Kampf um Fahrzeugdaten – Wem gehört das Geschäft von morgen?“ ein.
Die Fahrzeugindustrie erfährt in den letzten Jahren einen raschen Strukturwandel. Dieser betrifft nicht nur die großen „Player“ am Markt, sondern auch viele mittelständische bis kleine Unternehmen – insbesondere auch das Kfz-Gewerbe, da die Autohäuser die direkte Schnittstelle zum Kunden bilden. „We move it“ ist eine Initiative des MWVLW, deren Ziel es ist, diesen Umbruch in der gesamten Fahrzeugindustrie in Rheinland-Pfalz erfolgreich zu bewältigen.
Ein wesentlicher Treiber im Strukturwandel ist die stetig zunehmende Digitalisierung der Fahrzeuge. Nicht nur Daten über das Fahrzeug, sondern auch über das Verhalten und die Gewohnheiten des Fahrers werden erfasst. Damit werfen sich jedoch die Fragen auf: Wer darf auf diese Daten zugreifen? Und wer darf sie nutzen?
Die Digitalisierung bringt völlig neue Geschäftsfelder mit sich, allerdings auch ihre ganz eigenen Herausforderungen. Wie Staatssekretärin Daniela Schmitt äußerte: „Die neuen Geschäftsmodelle, die sich aus der Weitergabe von Fahrzeugdaten ergeben, sind noch lange nicht ausgeschöpft.“ Die Akteure am Markt bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen dem, was technisch machbar ist, und dem, was rechtlich zulässig ist. Der Zugang zu Fahrzeugdaten ist künftig für alle Akteure der Fahrzeugindustrie Voraussetzung für das Fortbestehen am Markt. Zugleich dürfen keine Persönlichkeitsrechte des Nutzers verletzt werden. Insgesamt plädierte Staatssekretärin Daniela Schmitt für einen chancenorientierten Umgang mit der Thematik des Zugangs zu Fahrzeugdaten.
Vor diesem Hintergrund beschäftigte sich die Fachtagung aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus mit den Themen Zugriffsmöglichkeiten auf Fahrzeugdaten und Konsequenzen der Digitalisierung für das Kfz-Gewerbe. Herr Lutter vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe e.V. (ZDK) erläuterte die Anforderungen, die erfüllt sein müssen, um einen gleichberechtigten Zugang zu Fahrzeugdaten zu ermöglichen. Ziel für die Zukunft müsse sein, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu definieren, um einen fairen Wettbewerb zu schaffen. Herr Sacré von Osborne Clarke vertiefte die juristische Sicht auf die Thematik. Er beschrieb, welche rechtlichen Problematiken bezüglich Fahrzeugdaten bestehen und welche Aktivitäten auf Ebene der EU zur Regelung des Datenzugriffs laufen. Welche Potentiale sich aus der Datenerhebung und der Datenverknüpfung ergeben, schilderte Herr Kochems von ITK. Die Entwicklung neuer und die Veränderung bestehender Geschäftsmodelle stehen erst am Anfang; schon jetzt seien weitreichende Chancen und Risiken zu erkennen. Herr Bleutge vom Kfz-Landesverband Rheinland-Pfalz stellte klar: „Jeder muss die gleiche Chance auf das Geschäft von morgen haben. Der Zugang zu den Daten ist der Schlüssel für ein wettbewerbsfähiges Kfz-Gewerbe, auch in Rheinland-Pfalz.“
Der anschließende Talk bot den Referenten sowie dem Publikum Raum, gemeinsam die Zukunftstrends der Fahrzeug-Digitalisierung zu diskutieren und zu erörtern, wie viel Datenerhebung legitim und wie viel Datenverarbeitung tatsächlich notwendig ist und wie ein Wettbewerb ohne Datenmonopol geschaffen werden kann.
Sowohl die Vorträge als auch der Talk machten deutlich: Die Digitalisierung der Fahrzeuge bringt neue technologische und wirtschaftliche Chancen sowie Herausforderungen mit sich, die sich auf bestehende Wertschöpfungsketten und Märkte auswirken werden. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, alle Konsequenzen gleichwohl für den Nutzer als für den Wettbewerb abzuwägen und zu definieren, welche rechtlichen Rahmenbedingungen erforderlich sind, um einen fairen Wettbewerb zu sichern. Einvernehmen bestand darin, dass eine entsprechende Regulierung nur auf der EU-Ebene erfolgen kann.